Samstag, 29. Oktober 2016

Biennale Architettura 2016

25.- € Eintritt - für Rentner, Studenten und Arbeitslose 20.- €. Ja, Venedig ist teuer, aber die Documenta ist auch nicht billiger.
"Reporting from the Front” war das heurige Motto der Ausstellung.
Gleich am Anfang steht der Schweizer Pavillion. Ein amorphes, begehbares Gebilde füllt den Raum und soll neue Raumerfahrungen vermitteln.
Bild: Hauptschulblues
Mir erzeugte es Kopfschütteln, genauso wie der Russische Pavillon. Darauf hinweisend, dass eine Tradition der Architektur fehlt, werden Figuren und Schmuckwerk von bestehenden Prunk- und Heilsbauten gezeigt, für Herrn Hauptschulblues der Schmied und die Kolchosbäuerin als Höhepunkt.
Das Konzept des Britischen Pavillons war hingegen einleuchtend: Wohnen für 24 Stunden, einen Monat, ein Jahr, eine Dekade, a Lifetime. Ausgeführt wurde diese Idee aber eher schwach.
Der Pavillon Norwegens, Schwedens und Finnlands präsentierte "gelungene" Architektur auf Abreißblöcken, die auf einer besteigbaren vierseitigen Pyramide abgelegt waren. Hauptschulblues stieg auf und ab und riß ab und lieferte ab, Frau Hauptschulblues sortierte und zählte. So kam ein ganzes dickes Buch zusammen, das in Ruhe zu Hause studiert werden kann. Wir werden es einem skandinavophilen Architekten schenken.
Der Französische Pavillon war wieder, wie schon bei der Kunstbiennale vor zwei Jahren, sehr interessant: Es wurden aktuelle, bereits realisierte Projekte dokumentiert, die, teilweise mit Bürgerbeteiligung, beeindruckten. In einem Raum wurde auch am Modell sehr anschaulich gezeigt, wie man wärmedammend mit Holz und Stein bauen kann.
Sehr gut gefallen hat der Deutsche Pavillon: Making Heimat.
An vier Seiten wurde ein  Durchgang in die Außenmauer heraus gebrochen, um Durchlässigkeit zu symbolisieren (die armen Menschen am Tresen, die in ständigem Luftzug arbeiten mussten).
In der Ausstellung beschäftigte man sich mit verschiedensten Modellen von dauerhaften Flüchtlingunterkünften quer durch Deutschland: "Vier große Öffnungen, für die mehr als 48 Tonnen Ziegelsteine aus den denkmalgeschützten Wänden gebrochen wurden, verwandeln den Deutschen Pavillon in ein offenes Haus. Der Pavillon ist offen. Deutschland ist offen. Im vergangenen Jahr wurden die deutschen Grenzen für über eine Million Flüchtlinge offengehalten. Obwohl die Außengrenzen der EU aktuell für Flüchtlinge weitgehend geschlossen wurden, fordert die Geste des offenen Hauses dazu auf, über Deutschland als offenes Einwanderungsland nachzudenken" (offzieller Text des deutschen Pavillons).
Dann wurde Offenbach als alte Einwanderungsstadt gezeigt.
Es wäre wünschenswert gewesen, mehr Staaten noch außer Griechenland hätten sich dem Thema Flucht nach Europa gewidmet.

Freitag, 28. Oktober 2016

Pasticceria Dal Nono Colussi

Eigentlich sollte man es nicht verraten, aber der Blog ist kein Reiseführer.
Der erste Weg in Venedig führt Frau und Herrn Hauptschulblues zur Pasticceria Dal Nono Colussi.
Dort werden wunderbare süße Foccacce hergestellt, die einem auf der Zunge zergehen. Sehr teuer, aber in kleinen Portionen genossen ...
Es gibt auch viele andere Leckereien, jetzt im Herbst zum Beispiel Quittenbrot.
Signore Colussi stellt alles in Handarbeit her, nach Rezepten, die von einer Generation zur nächsten weiter gegeben werden.
Über den Sommer ist Herr Colussi auf der Terra Ferma, in den kühlen Bergen.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Lido Bar Maleti

An der Santa Maria Elisabetta gelegen, 200 Meter von unserer Wohnung.
Eine Bar, in der und um die das Leben tobt. Sie bietet nicht nur alle möglichen Getränke (Frau und Herr Hauptschulblues bevorzugen Whisky Laphroiag und Campari Spritz), sondern hat auch vielfältiges, gutes Essen. Und Eis!
Ab 7 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts ist die Bar geöffnet, Ruhetag ist der Mittwoch. Drei Schichten, die sich zeitlich ein wenig überschneiden, arbeiten dort. Flinke, kompetente, sehr nette Menschen.


Zur Zeit der Internationalen Filmfestspiele in Venedig, die Anfang September stattfinden, meidet man die Maleti-Bar am besten. Denn dann tummeln sich SchauspielerInnen, RegisseurInnen, JournalistInnen und der restliche Tross der Mostra nach den Filmpräsentationen bei Maleti. Die Einheimischen weichen für diese zwei Wochen auf andere Bars aus, von denen es genügend gibt.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Venedig Via Garibaldi

Um von den Touristen weg zu kommen (wir sind aber auch welche), gibt es in Venedig viele Möglichkeiten.
Der Stadtteil Castello zum Beispiel. Hier lebten die vielen Tausende Handwerker, welche die Schiffe Venedigs im Arsenal bauten. Das Arsenal war eines der am stengsten gesicherten Stadtviertel, genau so wie Murano. Auf die Preisgabe von Geheimnissen stand die Todesstrafe.
Die Schiffe sicherten die Ökonomie der Serenissima.
Auch heute leben in Castello viele Venezianer (es gibt ja nur noch ca. 50 000).
Ausstieg an der Haltestelle Arsenale, dann ein Spaziergang entlang der Via Garibaldi. Nicht vergessen, nach rechts und links in die Calle und Sottoporteggi zu schauen.
In den letzten 20 Jahren hat sich auch diese Straße, ein zugeschütteter Kanal, enorm verändert. Alle 50 Meter ein Café, ein Restaurant, selbst der Coop ist modernisiert worden.
 








 
Und dann, an den Giardini, neben dem Bereich der Biennale, eine Gärtnergenossenschaft mit Café.
Ein empfehlenswerter Ort der Ruhe.


Venedig Ende Oktober

Frau und Herr Hauptschulblues sind ungefähr das gefühlte dreißigste Mal hier, zu allen Jahreszeiten  und wie immer in den letzten 20 Jahren in einer Wohnung auf dem Lido residierend.
Wer glaubt, dass sich um diese Jahreszeit weniger Touristen hier aufhalten, irrt. Venedig ist immer voll, am wenigsten allerdings über die Weihnachtstage.
Schulklassen auf dem Campo S. Margherita


Auf dem Rialto ist es vor Menschen so eng, dass man kaum vorwärts kommt. Die wenigen Venezianer sind nicht wahrnehmbar, verschwinden in der Menge.
Rialtobrücke gegen 16.00 Uhr
Aber - und das ist das Schöne - es gibt wunderbar stille Ecken zur Einkehr.
Die Piazza Erminio Ferretto in Mestre



Montag, 17. Oktober 2016

Hitler-Geburtshaus abreißen?


Der österreichische Innenminister will das Hitler-Geburtshaus in Braunau abreißen lassen. Aus Angst, es könnte eine Gedenkstätte für Menschen mit rechtem bis nationalsozialistischem Gedankengut werden.
Ausgerechnet die österreichische Regierung macht sich darüber Sorgen, ausgerechnet die.
Hauptschulblues ist in der Nähe von Braunau aufgewachsen und hat seine freie und Partyzeit in Braunau verbracht, oft auch die Mittagspause der Schule.
Nie war das Haus in Gefahr, eine Gedenkstätte zu werden. Sicher waren ab und an Nazis zu Besuch, aber in verschwindend geringer Zahl und selten.
Skiba, ein rühriger und allgemein anerkannter Bürgermeister der Stadt, ließ einen Gedenkstein davor aufstellen, aus Mauthausener Marmor.



(alle Bilder Wikipedia)
Am 2. Mai 1945, kurz vor der Kapitulation der 3. Reichs, versuchten deutsche Soldaten das Haus zu sprengen, was aber von amerikanischen Soldaten verhindert wurde.
Später war das Gebäude Stadtbücherei, Dependance der HTL Braunau, dann war viele Jahre die Lebenshilfe Braunau Mieterin (für 5000.- € monatlich).
Als die Lebenshilfe auszog, wurde heftig über die Nutzung diskutiert. Die Hausbesitzerin wurde enteignet. Jetzt kommt die österreichische Regierung mit der befürchteten Lösung.
Sollen etwa der Münchner Königsplatz und Teile der Arcisstraße auch abgerissen werden?
Es hätte der Republik Österreich gut gestanden, aus dem Haus ein Dokumentationszentrum oder eine Gedenkstätte des Austrofaschismus zu machen.
Aber 76 Jahre nach dem Anschluss Österreichs (über die Braunauer Innbrücke) begreift sich die Republik immer noch als Opfer, trotz 250 000 jubelnder Bürger auf dem Heldenplatz in Wien und beträchtlicher Teile der restlichen Bevölkerung.
Wie lange kann man etwas aufarbeiten?
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Nachtrag 19.10.2016: Mittlerweile gibt es offensichtlich so starken Gegenwind zu den Abrissplänen, dass jetzt von einem "Umbau" gesprochen wird. In diesem Teil der Salzburger Vorstadt, in dem sich das Haus befindet, stehen allerdings nur alte Häuser ...

Freitag, 14. Oktober 2016

Türkei: Ende der Säkularisierung in der Bildung

Seit etwa zwei Jahren versucht die AKP die Schulen unter ihre Kontrolle zu bringen. Nach dem Putschversuch vom Juli wurden zehntausende Lehrkräfte entlassen. Die Schulen sollen nun "islamisiert" werden. Ungefähr 1,6 Millionen Schüler haben zur Zeit keinen Lehrer.
Das heißt, dass minder- und unqualifizierte Kräfte eingestellt werden.
Das Niveau des türkischen Bildungssystems wird, obwohl es ja schon im internationalen Vergleich tief angesiedelt ist, weiter sinken.
In ein paar Jahren wird der türkische Staat das ganz stark spüren.

Montag, 10. Oktober 2016

Mali Blues

Ein sehr schöner Film.
In Mali leben viele viele Ethnien, natürlich grenzübergreifend zu den anderen Staaten. Und fast jede hat ihre eigene traditionelle Musik.
Dieser Film geht über Fatoumata Diawara, Bassekou Kouyaté, Master Soumy und Ahmed Ag Kaedi (mit seiner Band Amanar), alle Musiker aus Mali mit unterschiedlichen Stilen.
Sie versuchen, gegen die Zersplitterung Malis und die Islamisten im Norden anzusingen.
Sehr anrührend und gleichzeitig amüsant ist die Szene zwischen Fatoumata Diawara und Ahmed Ag Kaedi, als sie ihn fragt, warum Touaregs nicht lächeln.
Höhepunkt ist dann ein Konzert auf einer Bühne im Niger.
Ein sehenswerter Film über ein Land, das die Wiege des Blues und damit auch der westlichen Popmusik ist.

Hier eine unvollständige Liste malischer Musiker:

Mamoutou Camara
Fatoumata Diawara

Bands:

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Wo geht die Sonne auf?


Etwa ein Drittel der befragten Schulkinder (6. bis 9. Klasse) weiß das. Ungefähr ein Fünftel meint, dass sie im Norden aufgehe.
Der "Jugendreport Natur" erscheint seit 1997 regelmäßig und befragt SchülerInnen in Nordrhein-Westfalen, je zur Hälfte Land- und Stadtkinder, zu ihren Naturerfahrungen.
Offensichtlich geht immer mehr Wissen über Natur verloren.
Woher das kommt? Über die Ursachen wird wenig gesagt.
Mit Sicherheit ist die gestiegene Belastung der Eltern ein Grund. Sie haben weniger Zeit und Energie, mit den Kindern in die Natur zu gehen und ihnen Zusammenhänge zu erklären. Oft haben sie selbst zu wenig Wissen.
Hand in Hand damit geht wahrscheinlich die zunehmende Beschäftigung von Kleinkindern mit modernen Medien anstatt Regenwürmer und Ameisen zu beobachten.
Ein Beispiel: Eine entfernt bekannte junge Familie.
Die zwei Söhne, 1 1/2 und 2 1/2 Jahre alt, haben beide schon in ihren Kinderzimmern Fernsehgeräte. Sie spielen mit I-Phones. Der ältere von den beiden rief kürzlich selbstständig seine Oma an und aktivierte die Kamera für das Gespräch.
Da ist es natürlich egal, wieviele Eier ein Huhn am Tag legen kann.