Donnerstag, 31. März 2016

Was soll man dazu noch sagen?



SZ vom 31. März 2016:
Grundschullehrerin verklagt Freistaat, weil sie an Hauptschule lehren sollte
Die Versetzung löste regelrechte Panikattacken bei der Frau aus. Wegen Dienstunfähigkeit wurde sie frühpensioniert.
Von Ekkehard Müller-Jentsch
Mit jungen Schülern kam die heute 51-jährige frühere Grundschullehrerin gut zurande. Doch eine Abordnung an die Hauptschule löste bei der Pädagogin regelrechte Panikattacken aus. Die Frau empfand, was die Vorgesetzten von ihr verlangten, als eine Art Mobbing. Wegen einer ausgeprägten Angsterkrankung wurde sie dauerhaft dienstunfähig und bereits im Alter von 46 Jahren in den Ruhestand versetzt.
Seit vier Jahren klagte die Lehrerin nun gegen den Freistaat auf Schadensersatz: Sie verlangt die Differenz zwischen ihrer Pension und den früheren Dienstbezügen als Konrektorin. Der Streitwert liegt aktuell bei rund 137 000 Euro. Die Amtshaftungskammer am Landgericht München I hat die Klage nun abgewiesen. Voraussichtlich wird die Lehrerin den Rechtsstreit in der nächsten Instanz vor dem Oberlandesgericht München fortsetzen.
Nicht der Ausbildung entsprechend
Seit August 2005 war die Pädagogin als Konrektorin an einer Volksschule in Oberbayern. Nach einer Meinungsverschiedenheit mit ihrem Vorgesetzten im Sommer 2006 war die Beamtin zunächst für zwei Monate dienstunfähig. Gut ein Jahr später arbeitete sie dann wieder, wurde aber erneut dienstunfähig. Als sie sich im Frühjahr 2009 zurückmeldete, wurde die Frau an eine entfernter liegende Hauptschule abgeordnet.
Dagegen erhob sie Widerspruch und reichte Klage ein. Da sie aber bald darauf an eine Grund- und Hauptschule im Münchner Umland versetzt wurde, erklärte das Verwaltungsgericht die Klage für erledigt. Die Frau erhob sofort eine weitere Klage gegen den neuen Arbeitsplatz. 2010 wurde sie - psychisch dienstunfähig - in Frühpension geschickt.
Nun, vor der Amtshaftungskammer im Münchner Justizpalast, behauptete die ehemalige Beamtin, dass sowohl die Abordnung wie auch die folgende Versetzung rechtswidrig gewesen seinen. Als Grundschullehrerin entspreche die Beschäftigung an einer Hauptschule nicht ihrer Ausbildung und sei somit nach ihrer Krankheit keine geeignete Maßnahme zur Wiedereingliederung gewesen.
Bereits frühere Erkrankungen
Zumal sie schon damals zu 30 Prozent schwerbehindert gewesen sei. Vor Gericht forderte die Frau Entschädigung für bisherige Einkommensverluste und für die kommende Zeit bis zum regulären Pensionsalter.
Das Gericht beauftragte einen neurologisch-psychiatrischen Sachverständigen. Der bestätigte in seinem Gutachten dem Gericht, dass die Beamtin bereits früher an einer ausgeprägten Angsterkrankung sowie Depressionen gelitten hatte. Allerdings habe es auch längere Phasen gegeben, in denen die Symptome nicht aufgetreten seien oder weniger ausgeprägt waren.
Von 2006 an habe sie jedoch Hyperventilationsanfälle und Panikattacken gehabt. Der Streit mit dem Vorgesetzten habe zur krisenhaften Zuspitzung geführt. Der Experte konnte aber nicht bestätigen, dass gerade die folgenden Versetzungen dann zur dauerhaften Dienstunfähigkeit geführt hätten. Das Gericht wies die Klage daraufhin ab.

Mittwoch, 30. März 2016

3. Münchner Schulpreis 2016/17

Der Münchner Schulpreis ist wieder ausgeschrieben; die Bewerbung ist bis zum 20. Juni 2016 möglich. Alle Schularten können sich bewerben.
Ich kann nur die Münchner Schulen ermutigen, sich zu bewerben.
Schulpreis2016-2
Die Städtische Anita-Augspurg-Berufsoberschule, die Siegerin des Wettbewerbs 2016.
Schon die Bewerbung bringt einer Schule sehr viel. Es entsteht eine Zusammenschau des Gefüges einer Schule.

Auch wenn keiner der ersten drei Plätze erreicht wird, so hat doch jede Schule die Möglichkeit eines Feedbacks.
Und vielleicht klappt es dann im Jahr darauf.

Der Münchner Schulpreis orientiert sich stark an den Qualitätskriterien des Deutschen Schulpreises. Er wird im Januar anläßlich des Münchner Ganztagsschulkongresses verliehen. Der erste Sieger erhält 12.000 €, der zweite 10.000 € und der Drittplatzierte 8.000 €.

Alex Rühle

Er ist Redakteur der Süddeutschen Zeitung.
Bildergebnis für alex rühle
Er gründete Goldgrund Immobilien und Bellevue di Monaco mit.
Er schreibt im Feuilleton oft über soziale Themen oder Schriftsteller.
Er konziperte mit Robert Frank und Gerhard Steidl die Robert Frank Ausstellungen, die in über 40 Städten auf der ganzen Welt gezeigt werden wird.
Er schreibt auch über die Hauptschule Resterampe Mittelschule (eine Auswahl seiner Artikel unter http://www.ms-neuaubing.musin.de/presse).
Er hat das Herz am rechten Fleck.
Es gibt zu wenige Journalisten wie ihn.

Samstag, 26. März 2016

Patti Smith


70 Jahre wird sie heuer alt, aber erst zum Jahresende. Sie singt seit 1974 und war die Freundin von Robert Mapplethorpe. "Just Kids" beschreibt die Jahre ihres Zusammenlebens.Bildergebnis für patti smith
M trainJetzt ist Teil 2 ihrer Autobiografie erschienen, der die gemeinsamen Jahre mit ihrem Mann Fred "Sonic" Smith, dem Gitarristen der MC 5, zum Inhalt hat: "M Train". Sie braucht keine Unterstützung beim Schreiben wie viele andere, sie ist eine Dichterin.
Vielleicht kommt sie nochmal nach Deutschland, am 1. Juli 2016 singt sie immerhin im Londoner Hyde Park (Wie wär´s, Singende Lehrerin? Es ist ein Freitag.)
Auf Youtube gibt es ausreichend viele Videos für die, die sie nicht kennen und noch nie singen gehört haben.

Dienstag, 15. März 2016

Strukturen für ganztägige Bildung

Die fehlen, seit Jahren schon.
Der Oberste Rechnungshof in Bayern kritisierte die Qualität der staatlichen Unterstützung der Ganztagesschulen.
(Ganztägige Bildung ist im übrigen der Begriff, auf den sich die Jury des Münchner Schulpreises geeinigt hat, umfasst er doch mehr als "Ganztagsschule".)
1. Eine Ganztagesschule braucht eine Mensa mit fest angestellten Kräften. Alles andere, so gut gemeint wie es auch sei, ist Gestopsel.
2. Eine Ganztagesschule braucht etwa 20.000.- € an Geldmitteln pro Schuljahr und Klasse, um externe Kooperationspartner einigermaßen angemessen bezahlen zu können.
3. Es müssen genügend Lehrerstunden zur Verfügung gestellt werden. 12 Stunden pro Woche sind zu wenig, um sinnvoll differenzieren zu können.
4. Die Qualität der außerschulischen Betreuung muss festgeschrieben werden. Es gibt eine Spanne von reiner Aufsicht bis hin zu kultureller Bildung außer Haus in Absprache mit der Schule.
Wie lange müssen die Schulen noch warten?
Bildergebnis für ganztägige Bildung

Montag, 14. März 2016

Resterampe des Schulsystems

Heidemarie Brosche, eine HauptMittelschullehrerin in der Nähe von Augsburg, veröffentlichte heute in der SZ einen Artikel über eben diese Schulart. Sie sei jetzt in der "Flüchtlingskrise" wieder gefragt. Es solle Schluss sein mit der "Resterampe" des Systems.
Wenn bundesweit auch fast überall die Hauptschulen abgeschafft wurden - in Bayern wurden sie in "Mittelschulen" umbenannt - so gibt es doch Hunderttausende, die den Abschluss dieser Schulart machen, in Bayern noch den "qualifizierenden Mittelschulabschluss", der bei entsprechenden Ergebnissen zum "Mittleren Bildungsabschluss" führen kann. Und dann weiter.
Frau Brosche führt auch aus, dass die Mittelschulen sehr große Erfahrung im Umgang mit Diversität haben und vor allem eines im Blick: Abschlüsse, Übergang in den Beruf und Anschlüsse.
Aber das wissen wir ja eigentlich.
In München gibt es eine Mittelschule, die 2010 als einzige Hauptschule unter die besten 10 Schulen des Deutschen Schulpreises nominiert wurde und die 2013 Bundessieger bei den "Starken Schulen" wurde.

Freitag, 11. März 2016

Hang On To A Dream

Sie sterben.
Jetzt Keith Emerson.

Bekannt wurde er mit The Nice.
Nach deren Auflösung gründete er Emerson, Lake und Palmer. (Wer Zeit und Interesse hat, nehme sich die Dreiviertelstunde, die viel sagt über die Zeit damals.)
Er war einer der begnadetsten Klavierspieler der Rock- und Jazzmusik.
Wir hatten damals, 1968, eine Schulprotestveranstaltung gegen das Massensterben in Biafra veranstaltet.
Und als Einleitung folgende Musik gespielt:
 
 Hang On To A Dream, Keith.




Schrumpfen Schulklassen wirklich?

In München nicht, zumindest nicht an den Grund- und Mittelschulen.
Ein Schulleiterkollege meinte kürzlich, dass die Flüchtlinge (Übergangsklassen) die Münchner Mittelschulen vor Zusammenlegung oder Schließung gerettet hätten.
ü3
Gut so.
Die HauptMittelschule als Schulart hat also Zukunft?

Montag, 7. März 2016

Unterricht in Flüchtlingsklassen


Seit drei Wochen arbeite ich wieder - aber nur an einem Tag in der Woche.
Es ist spannend.
Erst mal muss ich meine Rolle finden: Erst Chef, jetzt angestellter Lehrer. Ich wurde an meine alte Schule geschickt. Es passt schon.
Ich musste wieder alles unterschreiben, wie vor über 40 Jahren: Radikalenerlass, Scientology, Annahme von Geschenken, erweitertes Führungszeugnis.
Dann die Klasse: Diversität wie nie zuvor erfahren.
Junge Frauen und Männer, die sagen, sie seien 15 Jahre alt (recht haben sie, sonst könnten sie hier keine Regelschule besuchen), dann richtige Kinder mit 13, aus Schwarz- und Nordafrika, Syrien, dem Irak, aus Afghanistan, dem Iran und Süditalien.
Einige sprechen Englisch, andere Kurdisch und Türkisch, wieder welche Farsi und Urdu, der Italiener und eine Nigerianerin (!) Italienisch.
Die Leistungsfähigkeit reicht von SchülerInnen, die eine Stunde gut durchhalten, dann sich nicht mehr konzentrieren können, bis zu denen, die über 6 Stunden voll dabei sind.
Eines haben jedoch alle gemeinsam:
Sie wollen lernen.
Freiwillig.
Sie gehen gern in die Schule.
Ihr Tag hat eine Struktur.